UBAHNÜBERGANG
gesichter ziehen vorbei und spiegeln sich in fenstern
grafitti dazwischen, deine silhouette verschwimmt
wir 2 waren wie 1
wollte zu dir
doch jedes mal wenn ich mich dir jetzt nähere fühl ich mich
als nähme ich den fahrstuhl und du die treppe zum bahnsteig
kalt wie metallstange
nahtloser übergang
die vierte ubahn zieht vorbei
luftzug und surren
geruch von bier, urin und abgestandener hitze
gelb schwarz
schwarz gelb
verschwimmt vor meinen augen
nahtloser übergang
zwischen einsteigen und aussteigen
öffnen und schließen
anfang und ende
wo wollte ich nochmal hin
eine träne tropft auf meinen schuh
regungslos
nahtloser übergang
zwischen trauer und verwirrung
wie spät war es nochmal?
du bist immer noch nicht da
das surren nähert sich erneut
ein schritt nach vorne
gewichtsverlagerung
nahtloser übergang
zwischen leben und tot
schulter an schulter
die ubahn ist voll
u8 an einem montag morgen
ich kann mehr menschen riechen
als es gerüche gibt
menschenmenge, menschengedränge
ich spür alle
mein umfeld bewegt sich, bewegt mich
trotzdem spür ich nichts
alles in mir ist leer
mein kaffeebecher ist voll
was bringt wach werden überhaupt
wenn du nicht mehr da bist?
kreuzung
bunter schwarz-weiß lebenswege
jeder sieht mich, aber keiner kennt mich
menschenmenge
schwimmen und treiben
untergehen, von fremden gesehen
abtauchen in anonymität
großstadt
gestrandet
mitten im chaos
am schönsten hässlichen ort
Texte – Anna-Sophia Miesenberger
Fotografien – Sarah Pührerfellner





